Oktopus Höhlen Initiative

Taucher*innen und Oktopusse

Mach mit beim Filmen von Oktopus-Höhlen und -Dörfern rund um Krk!

Faszinierende Oktopusse: Meister der Anpassung

Oktopus mit aufgestellter Haut, um sich in den Algen zu tarnen.
(Foto von D. Kalysch, S. Ernst)

Oktopusse sind beeindruckende Lebewesen mit erstaunlichen Fähigkeiten. Als Weichtiere (Mollusken) sind sie mit Schnecken und Muscheln verwandt, unterscheiden sich aber stark von ihren Verwandten. Da sie keine Schale als Schutz haben, setzen sie auf andere Überlebenstaktiken. Besonders bekannt ist ihre Fähigkeit zur Tarnung: Mit speziellen Farbpigmenten passen sie ihre Hautfarbe nahezu perfekt an die Umgebung an. Zudem können sie ihre Hautstruktur mithilfe von Muskeln verändern, um sich besser zu verstecken.

Weil der Körper von Oktopussen keine Knochen hat, sondern fast nur aus Muskeln besteht, können sich die Oktopusse durch kleinste Löcher zwängen und so vor Fressfeinden verstecken. Auch das Gehirn von Oktopussen hat sich gänzlich anders weiterentwickelt als das von ihren Verwandten. Oktopusse sind sehr schlau. Sie haben ein zentrales Gehirn, welches mit den „Gehirnen“ in jedem Arm verbunden ist. In Laboruntersuchungen hat man herausgefunden, dass Oktopusse sehr gut lernen können. Oktopusse gehören zu den intelligentesten Lebewesen im Meer – und ihre Denkweise könnte uns eines Tages sogar helfen, künstliche Intelligenz besser zu verstehen. Ihr neuronales Netzwerk ähnelt in manchen Aspekten modernen KI-Systemen wie den sogenannten Large Language Models.

Künstliche Oktopus-Höhlen als Mittel wissenschaftlicher Untersuchungen

TecDiver Chris bringt eine künstliche Oktopus-Höhle aus.
(Foto von G. Höllbacher)

Vor der kroatischen Insel Krk leben zahlreiche Oktopusse der Art Octopus vulgaris (gemeiner Oktopus), die sich in verschiedenen Lebensräumen wohlfühlen – von Seegraswiesen über Felsriffe bis hin zu sandigen oder schlammigen Böden1. In felsigen Gebieten finden Oktopusse genügend Versteckmöglichkeiten, doch in anderen Regionen fehlt es an geeigneten Höhlen2. Studien haben gezeigt, dass künstliche Oktopus-Höhlen ihnen helfen, auch in solchen Gebieten zu überleben und sich fortzupflanzen3,4,5.
Unsere Initiative untersucht, ob und wie die Oktopusse die künstlichen Höhlen annehmen. Dabei stellen wir uns unter anderem folgende Fragen:

  • Werden die von uns ausgebrachten künstlichen Oktopus-Höhlen vom gemeinen Oktopus (Octopus vulgaris) genutzt?
  • Welche Bauart der künstlichen Oktopus-Höhlen bewohnen die Oktopusse am liebsten?
Auf Grundlage der Ergebnisse dieser Untersuchungen sollen in Zukunft technisch ausgestattete künstliche Oktopus-Höhlen im Meer versenkt werden, um damit die kognitiven Fähigkeiten der Oktopusse in ihrem natürlichen Lebensraum und nicht im Labor zu untersuchen. Das Projekt heißt Octopus Intelligence. Die Oktopus-Projekte ergänzen sich, um das Verhalten und die Intelligenz dieser Tiere besser zu verstehen.

Teamarbeit: gemeinsam für die Oktopus-Forschung

Taucher*innen bei der Insel Plavnik.
(Foto von unbekannt)

Hinter dem Projekt Oktopus Höhlen Initiative steht ein engagiertes Team von Wissenschaftler*innen und MareMundi - und bald auch du? Wenn du uns unterstützen möchtest, bist du herzlich eingeladen, Teil dieses spannenden Projekts zu werden. Um das gesamte Team kennenzulernen, schau gerne hier vorbei. Gemeinsam wollen wir die beeindruckend intelligenten Oktopusse besser verstehen und für ihren Schutz und den Schutz ihres Lebensraumes eintreten. MareMundi hat das Projekt mpa4kvarner ins Leben gerufen. ‚mpa‘ bedeutet ‚marine protected area‘, also Meeresschutzgebiet. MareMundi setzt sich dafür ein, dass das Gebiet zwischen den Inseln Plavnik und Cres, der Krusija Kanal zu einem geschützten Gebiet erklärt wird, damit die Artenvielfalt der Region - inklusive der Oktopusse - besser geschützt wird.

Deine Mitarbeit ist gefragt: wie Taucher*innen Wissenschaft machen

Taucher bei einer künstlichen
Oktopus-Höhle.
(Foto von G. Höllbacher)

Um die künstlichen Oktopus-Höhlen regelmäßig zu kontrollieren, sind wir auch auf deine Unterstützung angewiesen. Bei deinem nächsten Tauchgang bei der kroatischen Insel Krk kannst du uns wissenschaftlich unterstützen, indem du eine der künstlichen Oktopus-Höhlen besuchst und ein Foto oder Video von der Höhle machst. Mit etwas Glück wohnt momentan ein Oktopus in der Höhle und du kannst dieses wundervolle Tier aus nächster Nähe beobachten. Bitte beachte dabei: Die Oktopusse sollen sich in den Höhlen sicher fühlen, also erschrecke sie nicht und versuche nicht, sie herauszulocken. Genieße einfach den Anblick und halte die Höhle, mit oder ohne Bewohner, auf deinen Bildern fest. Mit diesen Bildern und/oder Videos kann dann Forschung betrieben werden. Du sendest uns die Bilder/Videos über deinen präferierten Weg (Facebook, WhatsApp, E-Mail) zu und wir sammeln sie in einer öffentlich zugänglichen Datenbank und werten die Bilder/Videos aus, um die Forschungsfragen zu beantworten. Hier erfährst du genaueres, wie du mitmachen kannst. Auch sonstige Bilder und Videos von Begegnungen mit Oktopussen sind von wissenschaftlicher Bedeutung, da wir so die Oktopus-Population in der Nordadria besser verstehen können. Wir freuen uns bald von dir und deinen Tauchgängen bei Krk zu hören!

Bei Fragen rund um das Citizen science Projekt Oktopus Höhlen Initiative melde dich gerne über das Kontaktformular oder per E-Mail unter hoehlen@octopus-intelligence.org.

Quellen

1 Hanlon RT, Messenger JB (2018): Cephalopod Behaviour. 2nd ed. Cambridge University Press. DOI: https://doi.org/10.1017/9780511843600
2 Katsanevakis & Verriopoulos (2004): Den ecology of Octopus vulgaris Cuvier, 1797, on soft sediment: availability and types of shelter. Scientia Marina. 68(1),147-157.
3 Mereu, M., Cau, A., Agus, B., Cannas, R., Follesa, M. C., Pesci, P., & Cuccu, D. (2018): Artificial dens as a management tool for Octopus vulgaris: evidence from a Collaborative Fisheries Research project (central western Mediterranean Sea). Ocean & Coastal Management, 165, 428-433. https://doi.org/10.1016/j.ocecoaman.2018.09.006
4 Mereu, M., Agus, B., Alvito, A., Atzori, G., Fois, M., & Cuccu, D. (2014): Artificial dens for Octopus vulgaris Cuvier, 1797 in the Sardinian Sea. Biol. Mar. Mediterr., 21(1), 287-288.
5 Ulaş, A., Göktürk, D., & Gül, B. (2019): Preferences of the Common Octopus Octopus vulgaris Cuvier, 1797 (Cephalopoda: Octopodidae) to Artificial Nests Placed in Different Habitats at Urla Islands, Aegean Sea, Turkey. Acta Zoologica Bulgarica, 71(3), 453-462.